Phylogenie und Anthropologie aus paläontologischer Sicht

Einleitung

Mehr als hundert Jahre sind vergangen, seit ERNST HAECKELs
theoretisches Hauptwerk "Generelle Morphologie der Organis-
men' (1866) erschien.  Es gab einen groß angelegten Überblick
über die organische Formenkunde, mechanisch begründet
durch die von CHARLES DARWIN reformirte Descendenz-Theo-
rie', wie es im Untertitel heißt.  Darin findet sich ein Kapitel
,Die Anthropologie als Theil der Zoologie', in dem HAECKEL
die Einbeziehung der gesamten Wissenschaft vom Menschen in
die Zoologie forderte. Sie sei nichts anderes "als ein einzelner
Special-Zweig der Zoologie, die Naturgeschichte eines einzel-
nen thierischen Organismus'.  Bau, Gestalt und Besonderheit
des Menschen lassen sich hinreichend aus seiner Stammes-
geschichte, aus seiner Verwurzelung im Tierreiche erschließen.
Scharf widersprothen wird gefühlsbetonten religiösen und phi-
losophischen Vorstellungen, die im Menschen ein Sonderwesen
sehen, das, ausgestattet mit nur ihm zukommenden Gaben und
Eigenschaften, Krone und Ziel der Schöpfung Gottes bilde und
zur Herrschaft über die Natur bestimmt sei.